Liebe Eltern,

wir „schlängeln“ uns nunmehr seit vielen Wochen mehr oder weniger erfolgreich durch Homeschooling und den geforderten Präsenzunterricht im Zeichen einer Pandemie, deren Epizentrum vormals in Europa lag. Alles fing gar nicht so weit von hier an.

Weitgehend sind wir von den schwerwiegenden Folgen des Virus verschont geblieben und ich bin sehr dankbar dafür. Es scheint aber auch, als würde die unmittelbare Bedrohung und Gefährdungslage mittlerweile gänzlich verdrängt und allerorten kommen selbsternannte Schulexperten aus der Deckung, die von Anfang an alles anders und vor allem viel besser gemeistert hätten. Dem widerspreche ich energisch.

Die der Krise zugrundeliegenden einschneidenden Maßnahmen in den regulären Schulverlauf haben alles auf den Kopf gestellt, was wir bis dahin kannten. Täglich neue Informationsfluten und deren Deutung (das allgegenwärtige Kaffeesatzlesen über die Zukunft) halten bis zur Stunde an und verwirren und belasten nachhaltig

Meine Aufgabe als Schulleiter sehe ich darin, dass wir die vielen berechtigten Sichtweisen der Lehrer-Schüler- und Elternschaft auf den größtmöglichen gemeinsamen Nenner bringen; dass wir die große, alles tragende Solidarität bewahren.

Ich weiß um Ihre Nachsicht in manchen Abläufen, die man durchaus anders bewerten könnte; ich weiß aber auch um Ihre Loyalität und Gefolgschaft in diesen Zeiten. Dafür bedanke ich mich herzlich!

Wir fahren dieses Schuljahr „unspektakulär“ zu Ende. Besonders für unsere Schülerinnen und Schüler aus den Abschlussklassen und natürlich auch für alle Kolleginnen und Kollegen hätten wir den Zauber einer Abschlussfeier gerne ermöglicht. Nun, das geht nicht. Es ergibt auch keinen Sinn, vor Toresschluss noch einen Hotspot auszulösen, der Quarantänemaßnahmen in den Ferien erfordert.

Immer kürzer getaktet kommen Nachfragen aus dem Hessischen Landtag, die bedient werden müssen. Hier und da werden wir für unser umsichtiges Handeln vor Ort sogar gelobt. Aber: wie unsere Schule nach den Sommerferien in welchem Umfang wieder startet?,…wir wissen es noch nicht. Alle Verantwortlichen beobachten kritisch die Entwicklung der Infektionszahlen. Zurzeit steigen Sie wieder. Es ist aber davon auszugehen, dass nach den Ferien Unterricht wieder vollumfänglich angestrebt wird. Wenn alles gut geht!

Ich danke Ihnen allen für die zurückliegende Zeit, für Ihre Unterstützung, Flexibilität, Kreativität …. und für jedes Lächeln und jeden Lacher, wenn wir mal wieder ins „Terra incognita“ stolpern. Wir alle wollen und sollten den jungen Menschen Zuversicht vermitteln. Es ist bislang mehr gewonnen als verloren, … denn wir haben das Virus gemeinsam  überstanden.  Die täglich der Presse zu entnehmende Untergangsstimmung hinsichtlich unseres Bildungssystems kann ich nicht teilen. Dennoch hoffe ich, dass wir dazulernen und  neue Lernstrukturen finden und festigen.  Über Anregungen und „offene Worte“ aus Ihren Reihen freue ich mich und wenn es grundlegenden Gesprächsbedarf gibt, erst recht. Das macht unser gutes Miteinander in der Schulgemeinde aus.

Mit Gruß und Dank

Michael Obermann